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Evangelischer Pfarrbereich Nobitz - Flemmingen
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Rogate – Vom rechten Beten

Das geistliche Wort zum Sonntag Rogate …. auch wenn wir keinen Gottesdienst feiern: Matthäus 6,5-13

Ein Pfarrer beginnt jeden Gottesdienst immer mit dem Satz "Der Herr sei mit euch". Die Gemeinde antwortet dann  immer, "und auch mit dir." An einem Sonntag funktionierte das Lautsprechersystem nicht richtig. Der Pfarrer tritt an die Kanzel und sagt: "Mit diesem Mikrofon stimmt etwas nicht." Und die Gemeinde antwortet: „und auch mit Dir!“

Ja so ist es, wenn man manchmal Dinge und Redewendungen dahin plappert, ohne darüber nachdenkt, was sie beinhalten. Manchmal hört man da nur ein Stichwort oder einen akustischen Ton und schon denkt man, man ist dran und muss etwas bestimmtes sagen. Und dann war es verkehrt. Man tut also die Sache nicht bewusst. Genau davor warnt uns Jesus und das ganz besonders beim Beten. Darum sagt Jesus zu seinen Jüngern und Nachfolgern damals und zu uns heute folgendes:

5Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.

6Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

7Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.

8Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

9Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.

10Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

11Unser tägliches Brot gib uns heute.

12Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 13Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]  

Matthäus 6,5-13 (LU)

Wie oft bleiben wir bei der Sache, wenn wir beten? Meinen wir das ernst, was wir beten?  Nehmen wir Gott noch ernst, wenn wir mit ihm reden? Mancher meint, dass Beten nur eine Art Selbstgespräch oder Selbstmotivation sei.

Jesus macht uns deutlich, dass das nicht so ist. Gott lädt uns ein, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Darum lehrt uns Jesus das Reden mit Gott. Das Vaterunser kennen tatsächlich noch viele Menschen, selbst solche, die mit Kirche seit vielen Jahren nichts mehr am Hut haben.

Jesus zeigt uns, dass ein Gebet, ein Gespräch mit Gott, mit einer klaren Anrede beginnen sollte. Hier heißt diese Anrede „Vater unser“. Für Jesus ist Gott sein Vater, und Gott ist der Vater seiner Jünger. Gott begegnet uns hier als Vater, der uns liebt und der auf unsere Einsicht wartet.

Jesus lehrt seinen Jüngern das Beten. Auch uns zeigt er, was es für unser Leben bedeutet zu beten. Denn Beten muss immer Herzenssache sein, sonst hat es keinen Wert. Das ist, was Jesus uns zeigt. Es geht darum, dass wir aus unserem Herzen heraus sprechen, wenn wir beten.

Dietrich Bonhoeffer schreibt dazu:

»Wenn er (Jesus) uns in sein Gebet hineinnimmt, wenn wir sein Gebet mitbeten dürfen, wenn er uns auf seinem Wege zu Gott mit hinaufführt und uns beten lehrt, dann sind wir von der Qual der Gebetslosigkeit befreit. Das aber will Jesus Christus. Er will mit uns beten, wir beten sein Gebet mit und dürfen darum gewiss und froh sein, dass Gott uns hört«

Dietrich Bonhoeffer

Beten ist keine Show, sondern geschieht viel mehr im Verborgenen. Denn wer aus dem Herzen heraus betet, der stellt nicht seine Frömmigkeit zur Schau. Beten ist eben auch sehr persönliche Sache: Weil wir mit dem Herrn der Welt reden.

Vielleicht möchte mancher jetzt sagen: Was du hier sagst, das ist nur frommes Gerede. Das hat nichts mit meiner Lebenswirklichkeit zu tun. Meine Gebete werden oft nicht erhört. Mit dieser Erfahrung sind sie nicht allein. Denn auch mir geht es manchmal so. Doch im Nachhinein musste ich oft erkennen: Von Gott erbat ich, was mir gefällt. Und er gab mir das, was für mich gut war. Darum beinhaltet der Glaube an die Erhörung unserer Gebete immer auch, dass wir offen sind für Gottes bessere Lösungen. Darum ist es gut, dass sich die ersten drei Bitten des Vaterunsers erst einmal alle auf Gott beziehen. Gott steht in diesem Gebet an erster Stelle, und nicht unsere Wünsche und Bitten.

Und im Nachhinein werden wir erkennen, dass Gott nicht immer alle unsere Gebete erhört hat, aber doch mit uns den richtigen Weg gegangen ist.

Darum möchte ich Ihnen Mut machen, weiter im Gebet sich Gott anzuvertrauen.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Jörg Bachmann

Ich bin telefonisch zu erreichen unter 03448/3890595 und per E-Mail pfarrerb@pfarrerb.de.

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