Andacht Pfingstsonntag - Apostelgeschichte 2,1-18
Das geistliche Wort zum Pfingstsonntag …. auch wenn wir keinen Gottesdienst feiern:
Am Himmel regt sich kein Lüftchen, nichts Besonderes. In den Straßen wimmelte es von Menschen. Es war normal zu Pfingsten in Jerusalem. Jedes Jahr kam eine bunte Völkerschar aus aller Herren Länder in die Stadt. An das Sprachengewirr hatte man sich gewöhnt. Der Geldbeutel wurde gefüllt. Man kam zusammen, um den Bund Gottes mit seinen Menschen zu feiern. Man erinnerte sich dankbar an die zehn Gebote, an Gottes große Orientierungs- und Lebenshilfe. Man traf alte Freunde.
Irgendwo hinter verschlossenen Türen waren die Freunde Jesu mit der bangen Frage, wie es weitergehen soll, nachdem Jesus sie endgültig verlassen hatte. Von Aufbruchsstimmung war keine Spur. Mit einer großen Überraschung Gottes war an diesem Pfingsttag nicht zu rechnen. Es kam alles anders. Was war passiert?
Wir lesen Worte aus der Apostelgeschichte Kapitel 2:
Schließlich kam das Pfingstfest. Auch an diesem Tag waren sie alle wieder am selben Ort versammelt. Plötzlich setzte vom Himmel her ein Rauschen ein wie von einem gewaltigen Sturm; das ganze Haus, in dem sie sich befanden, war von diesem Brausen erfüllt. Gleichzeitig sahen sie so etwas wie Flammenzungen, die sich verteilten und sich auf jeden Einzelnen von ihnen niederließen. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen, in fremden Sprachen zu reden; jeder sprach so, wie der Geist es ihm eingab.
Petrus erklärte »Ihr Leute von Judäa und ihr alle, die ihr zurzeit hier in Jerusalem seid! Ich habe euch etwas zu sagen, was ihr unbedingt wissen müsst. Hört mir zu! Diese Leute hier sind nicht betrunken, wie ihr vermutet. Es ist erst neun Uhr morgens. Nein, was hier geschieht, ist nichts anderes als die Erfüllung dessen, was Gott durch den Propheten Joel angekündigt hat. Am Ende der Zeit, so sagt Gott, werde ich meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Dann werden eure Söhne und eure Töchter prophetisch reden; die Jüngeren unter euch werden Visionen haben und die Älteren prophetische Träume. Sogar über die Diener und Dienerinnen, die an mich glauben, werde ich in jener Zeit meinen Geist ausgießen, und auch sie werden prophetisch reden.
Die Welt stand in Jerusalem Kopf. Es wird deutlich: Wer Pfingsten feiert, der ist vor Überraschungen nie sicher. Gottes Geist ist immer für Überraschungen gut. Er lässt nicht alles beim Alten. Er bringt Menschen in Bewegung. Auch uns heute. Mitten hinein in das Fest der Erinnerung lässt Gott zu aller Erstaunen seine Verheißung wahr wer-den: „Ich will ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen“. Da geht plötzlich eine Tür nach vorn auf. Gott zeigt unmissverständlich: „Meine Geschichte mit euch geht weiter. Ich habe noch viel mit euch vor.“ Und plötzlich ist sie auf einmal da, die Aufbruchsstimmung, mit der niemand gerechnet hatte. Da geraten die Menschen regelrecht aus dem Häuschen, als Gottes Geist in ihnen Wohnung nimmt. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme. Wie von einem Wirbelsturm erfasst. Wie betrunken von einem Sog, der sie nach vorn zieht.
Pfingsten in Jerusalem - das gleicht eher einem Fußballstadion nach einem Tor als einem Sonntagsgottesdienst bei uns. Da muss ich mich fragen, wie hätten wir denn reagiert, wären wir damals dabei gewesen? So schnell sind wir doch nicht aus der Fassung zu bringen - zumindest nicht, wenn es um das Thema Kirche und Glaube geht. Wer Pfingsten feiert, der ist vor Überraschungen nicht sicher.
„Und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist“. Erfüllt, das heißt nicht nur gestreift, nicht nur berührt, sondern vollgefüllt mit Gottes Kraft! Als Bild sehe ich einen großen leeren Krug vor mir, in den plötzlich etwas hineinfließt. Leere Krüge - das waren die Freunde Jesu vor Pfingsten. Hohl und kraftlos. Wie fühlen wir uns? Innerlich leer und kraftlos, ohne Glaubensmut, Gewissheit und Hoffnung. In defensiver Wartestellung, ob es nun weitergeht mit unserer Kirche, ob Gott noch etwas vor hat mit uns, gerade jetzt in den Tagen der Corona-Pandemie? Doch neu erfüllt durch Gottes Heiligen Geist? Pfingsten überrascht uns mit der Zusage Gottes: „Ich komme auf euch neu zu. Ich will eure innere Leere mit der Kraft meines Geistes ausfüllen“. Ich will euch mit neuer Kraft voranbringen.
Gottes Geist öffnet den Mund von Menschen. Bisher hatten sich die Freunde Jesu nur hinter verschlossenen Türen getroffen. Sie waren unter sich geblieben, wollten nicht auffallen, mieden die Öffentlichkeit. Zu Pfingsten mischten sie sich unter das Volk. Nicht als schweigende Minderheit. Nein, sie brachen ihr Schweigen. Ihre Zunge löste sich. Sie konnten nicht anders, als von Jesus zu reden. Da fangen auf einmal theologisch ungebildete Leute an „zu predigen, wie der Geist es ihnen eingibt“. Sie werden das, was Jesus ihnen versprochen hat: „Ihr werdet meine Zeugen sein“. Petrus, der Angsthase und Verleugner, hält jetzt in aller Öffentlichkeit eine unvorbereitete Pfingstpredigt! Es war eine Stegreifpredigt, die den Zuhörern durchs Herz geht. Pfingsten verändert – Auch heute.
Das wünsche ich Ihnen, dass auch Sie das erleben:
Ihr ganz persönliches Pfingsten, dass Gottes Geist sie verändert, ermutig und erneuert.
Ein gesegnetes Pfingstfest wünscht Ihnen Ihr Pfarrer
Jörg Bachmann
Die Andacht zum Downloaden als pdf-Datei.