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Evangelischer Pfarrbereich Nobitz - Flemmingen
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Frieden – Jahreslosung 2019

Suche Frieden und jage ihm nach! - Psalm 34,15

Liebe Gemeinde,

Jahreslosung 2019

am Ende des Jahres ist es ja üblich Rückblick zu halten über das vergangene Jahr. Im Fernsehen sehen wir die verschiedensten Bilder des Jahres. Da gibt es die unterschiedlichsten Jahresrückblicke. Auch in den Zeitungen und Zeitschriften finden wir welche. Firmen und Vereine ziehen Bilanz ihrer Arbeit. Und auch viele andere machen einen Rückblick über das vergangene Jahr.

Auch wir sind in dieser Jahresschlussandacht wieder versammelt, um Rückblick zu halten auf das vergangene Jahr.

Wie war es gewesen? Was hat das vergangene Jahr uns gebracht?

Was haben wir erlebt? – Da waren Gutes und Schönes, aber auch Schlechtes und Schweres?

Was möchten wir nicht vermissen?

Worauf hätten wir gern verzichten können?

An manches denken wir heute zurück. Vielleicht hat auch mancher von euch Menschen verloren, liebe Angehörige, Freunde, Menschen, die uns wichtig waren – nicht immer nur durch den Tod, manchmal auch durch Entfremdung, Streit oder einfach durch die Entfernung. Da ist jemand weit weggezogen. Und selbst moderne Medien können manchmal nicht die Trennung überbrücken.

Krankheiten wurden überwunden, bei anderen wurden sie festgestellt. Jetzt stehen sie wie ein Damoklesschwert über unserem Leben. Eine Operation mit ungewissen Ausgang steht vielleicht ins Haus.

So sieht es bei manchen von uns aus. Dennoch ist es gerade heute Anlass Bilanz zu ziehen und alles was uns bewegt in Gottes Hände zu legen. Dankbar zu sein für alle Bewahrung und allen Segen bis zum heutigen Tag.

Dann heißt es für uns nicht nur Rückblick halten, sondern auch nach vorn schauen, hinein in das kommende Jahr, und auch das Morgen aus Gottes Hand zu nehmen. Das Morgen des kommenden Jahres in dem uns Gott begleiten möge in den Höhen und Tiefen unseres Lebens.

Seit vielen Jahrzehnten ist es üblich, dass ein Bibelwort als Jahreslosung über dem Jahr steht. Für das kommende Jahr 2019 wurde ein Wort aus dem Psalm 34, 15 ausgewählt:

Suche Frieden und jage ihm nach!

Dieses kurze Wort stammt aus einem Gebet des Königs David, als er auf der Flucht war. Er war als erstes auf der Flucht vor seinem Schwiegervater Saul, der ihm nach dem Leben trachtete.

Aber er war auch auf der Flucht vor dem Philisterkönig Abimelech, bei dem er sich ursprünglich Unterschlupf und Schutz erhoffte. Er konnte also nicht die Erfahrung machen, dass der Feind meines Feindes mein Freund ist, wenn auch nur auf Zeit. Nein auch von dem musste er sich wieder trennen. Darum kommt er zum Schluss, dass die einzige wahre Hilfe Gott der Herr. Darum fordert er auf und ermutigt:

Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!

Wie ist das aber nun mit dem Frieden in unserem Leben und überhaupt in unserer Gesellschaft?

Natürlich denken wir da immer zuerst an die großen Kriege, die in unserer Welt herrschen, in Syrien und Afghanistan, in Jemen und in der Ukraine und wo auch immer und bei denen kein Ende in Sicht.

Auch wenn der amerikanische Präsident tönt, seine Truppen abziehen zu wollen, andere Truppen stellen sich dann ganz neu auf.

Dahinein hören wir: Suche Frieden und jage ihm nach!

Aber auch in unserer Region und in unserem Land herrscht ja genügend politischer Unfriede. Denken wir an die französischen Gelbwesten, die sogar von den Linken versucht werden nach Deutschland zu importieren. Dann der Umgang mit den Flüchtlingen, der Streit um die AFD und der Populismus überhaupt stehen auf der Tagesordnung. Denken wir nur an die Vorkommnisse in Chemnitz im vergangenen Jahr, keine 30km von uns weg. Hier macht sich die Zerrissenheit unserer Gesellschaft richtig deutlich.

Politischer Friede sieht anders aus – und eine gute Streitkultur ist auch nicht mehr da. Das machte ja auch der Bundespräsident ins seiner Weihnachtsansprache deutlich, wenn er auffordert wieder mehr miteinander zu reden.

Dahinein hören wir: Suche Frieden und jage ihm nach!

Aber auch bei uns selbst herrscht oft Unfriede.

Da ist Streit und Auseinandersetzungen in unseren Familien, manchmal sogar häusliche Gewalt. Wir erleben Mobbing in der Schule und im Beruf oder anderswo im Leben? Wer hat das nicht schon erfahren?

Aber auch gibt es die persönliche innere Zerrissenheit: Wie geht der Weg meines Lebens weiter?

Dahinein hören wir: Suche Frieden und jage ihm nach!

Doch was bedeutet das nun überhaupt Frieden suchen?

Was bedeutet überhaupt Frieden? Ist es nur ein einfaches miteinander auskommen? – Friede - Freude - Eierkuchen

Nein, wenn die Bibel vom Frieden spricht, dann meint sie viel, viel mehr. Frieden heißt im hebräischen Shalom. Es bedeutet die Abwesenheit von Streit, die Abwesenheit von Krieg, das Wohlergehen. Es bedeutet das Heil und die Harmonische Beziehung. Es umfasst also das ganze Menschsein. Und letztlich umfasst es auch die Beziehung zwischen uns Menschen und Gott. Es umfasst die Beziehung zwischen mir und Gott.

Frieden hat etwas mit dem Vertrauen und der Verbindung zu Gott zu tun. Genauer gesagt sogar mit der Kommunikation von mir und ihm. Gott möchte, dass wir ihm alles, was uns aufwühlt und beschäftigt, sagen.

Suche Frieden und jage ihm nach!

Doch was hat Gott mit dem Frieden dieser Welt zu tun? Was hat Gott mit unserem Frieden zu tun?

Vielleicht ergeht es uns manchmal so wie es der Kirchenvater Augustin beschreibt: „Zu dir hin, o Gott, hast du uns erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“

Wenn unsere Vernunft sagt, dass Probleme unlösbar sind und unsere Fragen keine Antwort finden, sagt Gott: „Mein Frieden, der dein menschliches Denken weit übersteigt, wird dein Innerstes und deine Gedanken beschützen, denn du bist ja mit mir verbunden.“

Und genau deswegen haben wir auch Weihnachten gefeiert. „Gott liebt seine Menschen. Er hört ihr Schreien und er mischt sich ein. Er selbst wird Mensch, um uns ganz nah zu sein.“

Wer den Weg mitgeht, den Gott in Jesus vorausgeht, der erlebt, wie Jesus Feindschaft beendet und Zäune abbricht (vgl. Epheser 2,14).

Suche Frieden und jage ihm nach!

Der bekannte englische Prediger Charles Haddon Spurgeon schreibt zu den Worten „Suche Frieden und jage ihm nach!“ folgendes:

„Suche Frieden. Ziehe ihn nicht bloß dem Unfrieden vor, sondern liebe ihn und suche ihn mit allen Mitteln zu fördern. Trachte nach dem Frieden mit Gott, mit deinem eigenen Herzen und mit deinen Mitmenschen, wie der Kaufmann nach einer köstlichen Perle trachtet. Nichts fördert unsere Glückseligkeit wirksamer als der Friede. Streit weckt Leidenschaften, die sich mit bohrender Gewalt ins Herz hineinfressen. Der Zornige mordet sich selbst so gut wie seinen Feind.

Und jage ihm nach. Erstrebe ihn mit heißem Begehren. Ach, er ist so schnell verloren, dass in der Tat nichts schwerer zu bewahren ist wie der Friede; aber tu wenigstens dein Möglichstes und wenn Feindschaft sich erheben sollte, lass es nicht deine Schuld sein. Folge dem Frieden nach, auch wenn er dich flieht; nimm dir vor, nie streitsüchtig zu sein. Der Friede, den du so hegst und pflegst, wird in deine eigne Brust zurückkehren und dir eine unversiegbare Quelle des Trostes sein.“

Suche Frieden und jage ihm nach!

Aber für diesen Frieden, für diesen Shalom muss man etwas tun. Darum steht auch das Wort „Suchen“ davor und meint damit, dass man sich dafür einsetzen soll, dass man sich 100%ig engagieren soll, dass es gelingt. Dabei muss man bei sich selbst beginnen. Thomas von Kempen schreibt dazu: „Lebe zuerst mit dir selbst im Frieden, und dann wirst du ihn auch bei anderen stiften können.“

Suche Frieden und jage ihm nach!

Der zweite Teil der Jahreslosung nimmt das Bild der Jagd auf. Oberflächlich gesehen, sieht man meistens immer zu erst die Schnelligkeit bei der Jagd, wo der Jäger vielleicht bei einer Hetzjagd das Wild vor sich hertreibt und zum Abschuss bringt.

Ich habe in den letzten 15 Jahren sehr oft Hubertusmesse gefeiert und war da mit vielen Jägern in Kontakt beziehungsweise habe mich mit dem Thema Jagd beschäftigt.

Daher weiß ich, dass die Schnelligkeit bei der Jagd manchmal wichtig ist, aber dass zu einer Jagd auch Geduld und Ausdauer gehören. Dass gerade diese beiden zu einer Jagd dazugehören. Und wenn ein Tier angeschossen wurde, hat der Jäger dem Tier nachzugehen, bis er es gefunden hat. Er hat die Spur des Tieres zu verfolgen. - Schritt für Schritt.

Also bedeutet Jagen einerseits Schnelligkeit und anderseits Geduld und Ausdauer mit Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit.

Genau dazu werden wir als Christen durch unseren Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus Christus ermutigt, wenn es in dem kommenden Jahr für uns heißt:

Suche Frieden und jage ihm nach!

Letztlich heißt es für uns:

„Suche Christus und jage ihm nach!“

Amen.

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